Finanzen
Entsorgerverband BDE kritisiert Chinas Importstopp für Müll
"Das Land liefert seit Jahren viele Millionen Tonnen Kunststoffprodukte in alle Welt. Zu geschlossenen Kreisläufen gehört es daher auch, das Material zurückzunehmen." Mit Herstellern aus Europa werde längst über Produktverantwortung und Ökodesign geredet. "Für viele asiatische Lieferanten ist das aber ein Fremdwort. Weltweit arbeitsteilige Wirtschaft wird auf Dauer auch die Verantwortung für das Schließen von Kreisläufen beinhalten müssen", so Kurth. Als Müllkippe der Welt sieht der Branchenvertreter die Volksrepublik dabei nicht. Zumal den Chinesen das Material nicht aufgedrängt worden sei. "China wollte das Altplastik haben", sagte Kurth. "Das Land gehört zu den größten Kunststoffverarbeitern der Welt. Entsprechend hoch ist daher der Materialbedarf." Also hätten chinesische Firmen in der Vergangenheit gute Preise gezahlt, höhere jedenfalls als die Verarbeiter in Deutschland oder vielen anderen Ländern. "Das ist Marktwirtschaft: China fragt nach und Europa liefert die Kunststoffe für die stoffliche Verwertung." Leider habe sich das in der Öffentlichkeit zuletzt etwas anders angehört. "Wir brauchen da wieder mehr Sachlichkeit in der Diskussion." Laut Umweltbundesamt hat Deutschland zuletzt jährlich rund 600.000 Tonnen Kunststoffmüll nach China verschifft. Exportiert wurden dabei nach BDE-Angaben insbesondere gewerbliche Kunststoffabfälle wie zum Beispiel Folien, dazu Produktionsabfälle und schließlich Plastikstoffe, die keine Verpackung sind. Nach dem Importstopp der Chinesen müssen für diese Mengen nun andere Abnehmer gefunden werden. "Es gibt noch einige andere Länder, die für ihre Kunststoffproduktion Mengen aus Europa nachfragen werden, insbesondere aus dem asiatischen Raum", deutete Peter Kurth an. Eins zu eins sei China aber nicht zu ersetzen. Viel wichtiger sei daher, Recycling in Deutschland und Europa deutlich auszubauen. Dafür aber ist nach BDE-Meinung Hilfe aus der Politik nötig. "Wirkungsvoll wäre zum Beispiel eine EU-Verordnung, die Hersteller verpflichtet, für Industrie- und Konsumgüter und perspektivisch auch für Verpackungen einen bestimmten Anteil an Recyclingmaterial zu verwenden, denkbar ist zum Beispiel ein Mindestanteil von 20 bis 25 Prozent", sagte Kurth. Zudem könne die öffentliche Hand in Ausschreibungen auf Recyclingmaterial bestehen. Die Voraussetzungen seien durch das sogenannte Green Public Procurement längst gegeben. Ohne politische Vorgabe sieht Kurth wenig Chancen für mehr Kreislaufwirtschaft - weil sowohl in der Lebensmittel- als auch in der Konsumgüterindustrie Neuware bei der Herstellung von Verpackungen bevorzugt wird. "Recyclingmaterial steht im Wettbewerb insbesondere mit fossilen Primärrohstoffen. Wenn wir aus Klima-, Energie- und Ressourcengründen Recycling wollen, dann muss das entsprechende Material auch eine Chance auf Absatz haben."
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