Finanzen
Deutsche Chemiekonzerne wollen Zahl der Tierversuche reduzieren
GDN -
Nach dem Skandal um Abgas-Tests mit Affen in den USA macht sich die deutsche Chemie- und Pharmabranche dafür stark, die Zahl der Tierversuche weiter zu reduzieren. "Die Industrie und auch die BASF setzt - wo immer möglich - zahlreiche Ersatz- und Ergänzungsmethoden ein, um den Tiereinsatz zu reduzieren", sagte eine Sprecherin der BASF der "Welt" (Dienstagausgabe).
Allerdings sehen sich die Unternehmen in Deutschland derzeit unter anderem noch durch die strengen Vorgaben der Behörden eingeschränkt. Schon heute verwendet der Konzern nach eigenen Angaben rund 30 Alternativmethoden für mehr als ein Drittel der toxikologischen Untersuchungen, etwa bei der Reizwirkung auf Haut und Schleimhäute. Ein schnelles Ende der Tierversuche erwartet man in Ludwigshafen dennoch nicht: "Es wird nicht möglich sein, Tierversuche in absehbarer Zeit vollständig durch Alternativmethoden zu ersetzen, da sich zahlreiche Fragestellungen nur am lebenden Organismus beantworten lassen und seitens der Behörden auf die Durchführung von Tierversuchen nach festgelegten Prüfrichtlinien bestanden wird." Auch beim Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer sieht man sich durch die Behördenvorgaben teilweise ausgebremst: "Die Akzeptanz von Ersatzmethoden bei den Regulatoren ist sehr zögerlich. Hier sollte sich die Europäische Chemikalienagentur mehr an amerikanischen Vorbildern wie der US-Zulassungsbehörde FDA und der US-Umweltschutzbehörde EPA orientieren", heißt es dort. Zurückhaltend gibt man sich beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), wo das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren angesiedelt ist. "Natürlich gibt es die Hoffnung, eines Tages ganz auf solche Tierversuche verzichten zu können und nur noch alternative Verfahren anzuwenden. Allerdings wird man sich der ethischen Frage, ab wann Leben beginnt und wie viel Leid man riskieren will, nie ganz entziehen können", sagte Gilbert Schönfelder, der das Zentrum leitet, "Welt". Zur Notwendigkeit von Tierversuchen sagte Schönfelder weiter: "Der menschliche Körper hat sich über Millionen von Jahren entwickelt. Das komplizierte Wechselspiel innerhalb des menschlichen Organismus kann man nicht so einfach auf eine Computersimulation oder einen Chip herunterbrechen." Zwar gibt es bereits eine ganze Reihe alternativer Verfahren. Allerdings befinden sich viele dieser Anwendungen in der Entwicklung und sind noch nicht zugelassen.
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