Finanzen
Studie: Deutsche Importe sichern Millionen Jobs in EU-Staaten
GDN -
Die starke Nachfrage der deutschen Wirtschaft nach Gütern aus anderen EU-Staaten treibt dort das Wachstum und sichert in diesen Ländern fast fünf Millionen Jobs. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), über welche die "Welt" (Mittwochsausgabe) berichtet.
Allein die Nachfrage der deutschen Industrie nach Vorleistungsprodukten und Investitionsgütern sorge für 3,4 Millionen Arbeitsplätzen in anderen EU-Staaten. An der Spitze der EU-Länder, aus denen Deutschland Importe bezieht, liegen der Studie zufolge die Nachbarländer Niederlande, Frankreich und Belgien. Nach Italien, auf Platz vier, folgen die mittelosteuropäischen Länder Polen und Tschechien sowie Österreich. Die Prognos-Forscher weisen laut Bericht darauf hin, dass die Internationalisierungsstrategie der deutschen Industrie seit der Osterweiterung stark auf eine zunehmende Arbeitsteilung mit den mittelosteuropäischen Staaten ausgerichtet ist. So hätten zahlreiche deutsche Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten in diese Region verlängert. Diese industrielle Arbeitsteilung spiegele sich auch in der Zusammensetzung der deutschen Importe aus der EU wider, heißt es dem "Welt"-Bericht zufolge in der Studie. Denn die Einfuhren bestünden mit 70 Prozent zum großen Teil aus industriellen Vorprodukten und Investitionsgütern. Konsumprodukte wie Lebensmittel, Kleider oder Automobile spielten mit nur 30 Prozent dagegen eine viel kleinere Rolle. Für viele EU-Staaten stelle Deutschland mit Abstand den bedeutendsten Absatzmarkt dar. Österreich, Ungarn oder Polen liefern laut Prognos inzwischen mehr als ein Viertel ihrer Ausfuhren nach Deutschland. Für Tschechien liege der Anteil der Bundesrepublik am Gesamtexport sogar bei rund einem Drittel. Nach Berechnungen des Forschungsinstituts profitiert Tschechien am stärksten vom bilateralen Austausch: Gut acht Prozent seiner gesamten Wirtschaftsleistung würden durch Importnachfrage der Deutschen angestoßen. In der Slowakei, den Niederlanden oder Österreich liege dieser Wert bei rund sieben Prozent. Deutlich geringer sei der Anteil der Exporte nach Deutschland im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) dagegen mit 1,7 Prozent in Frankreich und Italien. In Polen hingen mittlerweile fast 900.000 Jobs am Export nach Deutschland, in Tschechien und den Niederlanden seien es jeweils fast 500.000 Stellen. "Deutschland ist die Wachstumslokomotive in Europa", sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Bossardt der Zeitung: "Eine Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft würde die EU-Partner schwächen und Arbeitsplätze kosten." Es sei absurd, dass Deutschland wegen seiner hohen Leistungsbilanzüberschüsse international immer wieder in der Kritik stehe, sagte Bossardt.
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