Finanzen
Tarifpolitiker Neuhaus sieht "aggressivere Gewerkschaften"
GDN -
Der Tarifpolitiker Egbert Neuhaus beobachtet eine deutliche Verschärfung der Tarifkonflikte in Deutschland. "Die Gewerkschaften sind aggressiver als noch in den vergangenen Jahren", sagte der geschäftsführende Gesellschafter des Sauerländer Haushaltswarenherstellers der "Welt am Sonntag" (Ausgabe vom 08. April).
"Die Scharmützel werden wieder heftiger." Zu sehen sei das bei der aktuellen Auseinandersetzung im öffentlichen Dienst. "Aber auch in der Metall- und Elektroindustrie war das zuletzt so: Ich kann mich in meiner Amtszeit nicht an härtere Gespräche erinnern", sagte Neuhaus, der seit zehn Jahren Mitglied der Tarifkommission Metall in Nordrhein-Westfalen ist. Immerhin sei die Art der Lösungsfindung noch immer vergleichsweise rational. "Hier brennen deswegen keine Autos." Den Vorwurf von Schauverhandlungen, insbesondere in den letzten Nächten, weist der Familienunternehmer zurück. "Natürlich wird schon viel vorverhandelt. In der letzten Nacht geht es aber um den Lohn. Und da weicht keiner einfach so zurück." Bis auf die zweite Nachkommastelle werde hart gerungen. Denn auch die mache am Ende etliche Millionen für jede Seite aus. "Daher muss jedes Angebot und jede Bedingung nicht nur mit der Gegenseite besprochen werden, sondern auch mit den eigenen Leuten. Das kostet Zeit." Seine eigene Zeit im Unternehmen sieht Neuhaus trotz seiner derzeit 64 Jahre noch nicht am Ende. "Ein paar Jahre mache ich noch", sagte der Wesco-Chef, dessen Firma vor allem für den Mülleimer "Pushboy" bekannt ist. Einen Zeitpunkt für seinen Abschied gibt es aber schon: "Mit 70 werde ich aufhören. Das ist hiermit angekündigt und darauf lasse ich mich dann auch festnageln." Nachfolger als Geschäftsführer von Wesco wird Neuhaus` Sohn Hendrik. "Das ist bereits besprochen. Wesco bleibt ein Familienunternehmen." Sorge bereitet Neuhaus derweil der aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und China. Der nämlich könne am Ende bis auf den Mittelstand in Deutschland durchschlagen. "Okay, Europa ist aktuell von den Strafzöllen der Amerikaner ausgenommen. Aber die Frage ist doch: Für wie lange? Denn Trump fällt in Kürze sicher wieder etwas Neues ein, und dann ändert er seinen Kurs zum x-ten Mal. Die ganze Form seiner Politik ist geradezu absurd." Neuhaus sieht den weltweiten Handel als fein austariertes Geflecht aus Geben und Nehmen. "Das lässt sich nicht mal eben ändern, weil es einer einzelnen Person opportun erscheint. Das sind gewachsene Beziehungen, die Trump gerade mit Füßen tritt. Und das kann gefährlich werden, gerade für einen Mittelständler, wie wir es sind." Denn Unternehmen dieser Größenordnung seien auf den freien Welthandel angewiesen. "Die weitgehende Zollfreiheit sichert unsere Wettbewerbsfähigkeit und lässt genügend Raum und Geld für Innovationen." Von der Bundesregierung und der Europäischen Union fordert Neuhaus Dialogbereitschaft, um eine weitere Eskalation zu verhindern. "Die nämlich bezahlen wir am Ende alle mit unserem Wohlstand, egal ob in Amerika, in China oder in Europa."
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