Technik
Internet-Experte Lanier: "Trump ist Twitter-süchtig"
GDN -
Der US-Computer-Wissenschaftler Jaron Lanier warnt vor dem schädlichen Einfluss sozialer Netzwerke insbesondere auf den US-Präsidenten. "Trump ist Twitter-süchtig. Und diese Abhängigkeit hat ihn auf seltsame Weise unsicher gemacht. Er steht unter der Kontrolle von Twitter", sagte Lanier der "Welt am Sonntag", "obwohl er all diese Macht hat, zeigt er diese seltsame Art von Unsicherheit. Er verhält sich so, als würde er die ganze Zeit unterdrückt. Es ist das Verhalten eines Süchtigen."
Lanier gilt als Miterfinder der Virtual Reality und arbeitet heute als Chefentwickler für Microsoft. Weltweit bekannt wurde er durch Bücher über die Schattenseiten des Internets, für die er unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Lanier hatte Donald Trump schon in früheren Jahren mehrfach getroffen und sieht eine negative Entwicklung vom prä-digitalen Trump zum heutigen Twitter-Präsidenten. "In New York City gibt es viele Typen wie ihn: Sie alle haben ein bisschen was von einem Aufschneider, von einem Fälscher und einem Showman. Bei Trump wusste ich schon damals: Dem kannst du nicht trauen", sagte Lanier der Zeitung. "Trump war jemand, der immer über seine eigenen Witze lachte. Von der Zeit, als er noch Kandidat war, bis zu seiner Präsidentschaft konnte dann die ganze Welt miterleben, wie er eine Sucht nach Sozialen Medien entwickelte." In seinem neuen Buch "Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst" (Hoffmann und Campe) vertieft Lanier jetzt seine Kritik an Facebook, Instagram und anderen, weil die Nutzer in diesen Diensten manipuliert und die Wahrheit untergraben würde. "Social Media macht dich zum Arschloch", sagte er der "Welt am Sonntag". "Was ich beschreibe, entspricht nur den Beobachtungen, die viele Nutzer in den Sozialen Netzwerken gemacht und auch schon beschrieben haben. Ich habe sie lediglich gesammelt und verdichtet." Fakt sei, dass es so nicht weitergehen könne. "Und deshalb werbe ich jetzt dafür, die Accounts in den Sozialen Netzwerken zu löschen", sagte er. Vergleiche von Facebook mit digitalem Heroin findet er zutreffend - und schlägt deshalb jetzt den kalten Entzug vor. "Yeah. Ich fürchte, genauso ist es. Die dopamingetriebenen Feedbackschleifen, die Kicks, die uns Likes und Kommentare geben, das sind suchterzeugenden Techniken, die diese Unternehmen ganz bewusst einsetzen", sagte Lanier der "Welt am Sonntag", "um davon wegzukommen, musst du diese Sucht bekämpfen."
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